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Haus Matten, Freilichtmuseum Ballenberg, CH-3855 Brienz

EIN LEHRSTÜCK FÜR UMBAUWILLIGE

Auf dem Ballenberg ist die Schweiz so, wie sie einmal war. 
Wer kennt sie nicht – die Freilichtmuseen mit ihren Häusern und Anlagen vergangener Zeiten? Der spezielle Geruch, die niedrigen Decken, die offene Feuerstelle in der Küche, das Plumpsklo im Stall – für die einen romantische heimelige Idylle, für die anderen unvorstellbare Steinzeit.

Tradition und Innovation

Das Freilichtmuseum Ballenberg zeigt, wie man ein altes Haus ohne wesentliche Eingriffe in die Originalsubstanz zeitgemäss bewohnbar machen kann. Das Haus von Matten/BE (um 1570) wurde beispielhaft für heutige Wohnbedürfnisse umgebaut. Der Ballenberg bewegt sich dabei im Spannungsfeld zwischen Tradition (originale Bausubstanz) und Innovation (heutige Anforderungen an den Wohnkomfort). Altes Handwerk, Baumaterialien und Formensprache stellen sich der Auseinandersetzung mit neuer Technologie und den veränderten Anforderungen an die Wohnqualität.

Hohe Anforderungen

Das Projekt muss die Vorgaben der Denkmalpflege vollumfänglich erfüllen. Obwohl es weiter ein Museumsobjekt bleibt, muss das Haus bewohnbar sein. Die dem Architekten vorgegebene Musterfamilie besteht aus einem Ehepaar mit zwei schulpflichtigen Kindern. Die Gestaltung sowohl des Gebäudes wie auch der Innenausstattung soll hohe Qualität aufweisen, aber nicht  abgehoben und elitär sein. In Bezug auf Ökologie, Energie und Technologie sollen die notwendigen Eingriffe beispielhaft dem neuesten Stand angepasst werden. 
Das Gebäude verbleibt in dieser neuen Form im Museum als Anschauungsobjekt für Denkmalpflege, Architekten, Handwerkern, Baubehörden sowie Besitzer alter Häuser.

Gutes Handwerk

Der Umbau fordert die Handwerker und Planer. Doch nach einem Jahr Planungs- und Bauzeit funktioniert alles: das Denkmal ist hergerichtet mit laufendem Kalt- und Warmwasser im Badezimmer, der Küche und einer Dusche im Keller; es ist angeschlossen an die Kanalisation, Strom kommt aus den Steckdosen, in der Küche laufen alle Geräte und das Zusammenspiel von Dämmung und Heizung klappt. Die im Dach eingesetzten LIGNATUR-Schalen- und Kastenelemente sind komplett mit Holzfaserdämmung gefüllt, und zusammen mit einer Zusatzdämmung im Wandbereich erfüllt die Gebäudehülle sogar Minergiestandard. Zudem kommt ein wichtiger Vorteil von LIGNATUR im Sanierungsbereich zum Tragen: das geringe Eigengewicht der Elemente erleichtert  die Montage von Hand und schont die Originalsubstanz.

Ein Lehrstück

Jährlich verschwinden gesamtschweizerisch unbeachtet Hunderte solcher Gebäude mit dem Kommentar „Es ist unzumutbar in dieser alten Hütte zu wohnen!“. Das Versetzen ins Museum ist in seltenen Fällen die Rettung in letzter Not. Mit dem Hausprojekt soll vor Augen geführt werden, dass die Wohnqualität eines sanierten alten Hauses durchaus mit Neubauten konkurrieren kann. Die Kombination von Alt und Neu hat ihren besonderen Charme und zaubert eine spezielle Atmosphäre. Ein Lehrstück für Umbauwillige.

Am Bau beteiligte

Architekt
Patrick Thurston, CH-Bern

Holzingenieur
Fritz Allenbach, CH-Frutigen

Holzbau
Wyler Holzbau AG, CH-Brienz