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Studentenwohnheim „Neuhalde“, DE-72074 Tübingen

LEICHT, ENERGIEEFFIZIENT, ERDBEBENSICHER

Die Universitätsstadt Tübingen hat einen hohen Bedarf an Wohnraum für ihre Studenten. So entstand im Rahmen der Komplettsanierung des Studentenwohnheims der Gedanke, die zum Bestand gehörende Tiefgarage aufzustocken.

Architektur mit Anspruch

Das Architekturbüro e+k Architekten, Reutlingen und die Ingenieurgesellschaft Schneck-Schaal-Braun, Tübingen sollten die Möglichkeiten eines Neubaus ausloten.
Eine Mittelspange mit Laubengängen und Fluren erschliesst die beiden drei- bzw. viergeschossigen neuen Wohntrakte, die Raum für insgesamt 61 Studierende bietet. Die Zimmer im Viergeschosser sind als komfortable Appartements mit Einbauküche und Nasszelle ausgelegt. Bei Bedarf lassen sich diese Zimmer zu kleineren Wohnungen zusammenlegen – eine bewusst flexible Planung, um eine Umnutzung offen zu halten.

Statik und Gewicht

Nach Überprüfung der Tiefgaragenbausubstanz und einer intensiven Untersuchung möglicher Bauweisen (Massivbau, Stahlbau, Holzbau) erwies sich die Holzbauvariante als wirtschaftlichste Lösung. Mit Wandkonstruktionen in Holzrahmenbauweise und LIGNATUR-Deckenelementen konnten die komplexen baurechtlichen Anforderungen an Brandschutz, Schallschutz und Erdbebensicherheit (Zone 3) erfüllt werden. Ein neues Rechenverfahren belegte sogar den Vorteil von Holzkonstruktionen für den Erdbebenschutz.
Dank der rund 60 Prozent leichteren Holzkonstruktion genügte es, die Garagendecke durch acht Unterzüge und vier Stützen zu verstärken.

Brandschutz

Die neu gefasste Musterbauordnung stuft das Wohnheim in die Gebäudeklasse 4 ein. Für die drei unteren Geschosse war eine hochfeuerhemmende Ausführung in REI 60 vorgeschrieben, für das vierte Obergeschoss genügte REI 30. Bei den Wänden lösten die Planer diese Aufgabe mit einer Doppel-Beplankung mit 12,5 mm Gipskarton-Feuerschutz-platte.
Die LIGNATUR-Deckenelemente erreichen dieses Kriterium REI 60 brandschutztechnisch mit einer doppelten Fichte-Beplankung auf der Unterseite. Obwohl damit die Schutzziele prinzipiell erfüllt waren, mussten die Planer das Fehlen einer nichtbrennbaren Beplankung durch den Einbau einer Brandmeldeanlage kompensieren. Positiver Effekt, das Studentenwohnheim erreicht dadurch stolze REI 90, bietet seinen Bewohnern also klar mehr Sicherheit als gefordert – und als vergleichbare REI-60-Massivkonstruktionen.

Schallschutz und Wärmeschutz

Das beim Wohnheim eingesetzte Deckenelement LIGNATUR silence eignet sich für den erhöhten Schallschutz bei Trenndecken in Mehrfamilienhäusern. Diese Ergebnisse bringt ein Schwingungstilger für den Tieftonbereich: In die Elementhohlräume werden zur Dämpfung Kalksandsteine und Schüttung unterschiedlicher Masse eingebracht – eine Methode zur Schwingungsoptimierung aus dem Brückenbau. Trittschall und Frequenzen über 100 Hz dämpft ein schwimmender Estrich.

Das Gebäude entspricht einem KfW-40 Energiesparhaus und deckt seinen Wärmebedarf mittels Pelletheizung und Photovoltaikanlagen zu 100% aus erneuerbarer Energie.

Vorteil für Holz

Architekt und Tragwerksplaner sind sich einig: „Dank der besonderen Konstellation war der Holzbau beim Neubau des Studentenwohnheims nicht nur die beste, sondern auch die preiswerteste Alternative.“ In puncto Statik, Bauzeit, Wärme- und Erdbebenschutz bot die Holzkonstruktion beim Neubau des Studentenwohnheims „Neuhalde“ dem Bauherrn deutliche Vorteile. Beim Brand- und Schallschutz schnitt sie nicht schlechter ab als eine Massivkonstruktion. 

Am Bau beteiligte

Architekt
e+k architekten, K. Ehring + M. Knies, DE-72762 Reutlingen

Tragwerksplanung
Schneck-Schaal-Braun, DE-72070 Tübingen

Holzbau
Dieringer Holzbau GmbH, DE-72414 Rangendingen

Fotos
Susanne Gnamm, DE-72762 Reutlingen